Kurt Kardinal Koch als neuer Procurator von Unità dei Cristiani eingesetzt
Im Rahmen der Mitgliederversammlung in Ochsenhausen wurde Kurt Kardinal Koch durch den Präsidenten der Unità dei Cristiani, Max Semler, als neuer Procurator eingesetzt. Koch ist Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen und tritt die Nachfolge im Amt des Procurators von Walter Kardinal Kasper an. Dieser wurde zum Ehrenprocurator ernannt. Unter den Gästen waren nicht nur die Mitglieder des 2001 gegründeten Vereins sondern auch zahlreiche Ehrengäste aus Kirche, Gesellschaft und Politik. Darunter seine königliche Hoheit Herzog Karl von Württemberg. Max Semler betonte in seiner Begrüßung, dass es das Ziel von Unità dei Cristiani sei, die Einheit in versöhnter Vielfalt zu fördern. Der Verein möchte als eine Initiative von Laien Mut machen, unterstützt Konferenzen und Begegnungen zur Ökumene sowie Projekte in der Region, in Deutschland und weltweit. „Wir sind noch lange nicht am Ziel, der Weg ist holprig und es gibt viele Steine“, so Semmler. Als Beispiel führte er die ersehnte Gastfreundschaft am Tisch des Herrn von konfessionsverbindenden Ehepaaren an. Der neu eingesetzte Procurator Kurt Kardinal Koch machte deutlich, dass die Suche nach der Einheit keine Kür sondern Pflicht sei. „Alle Getauften sind gerufen und verpflichtet an dieser großen Aufgabe mitzuwirken.“ Die Suche der Christen nach der Einheit sei im heutigen Mainstream eine große Herausforderung. Christliche Ökumene dürfe sich nicht anpassen. „Sie muss mit hartnäckiger Liebenswürdigkeit und liebenswürdiger Hartnäckigkeit die Einheit suchen“, so Koch. Das Gebet um die Einheit aber sei Vorzeichen aller Bemühungen. Es drücke den Glauben aus, dass wir die Einheit nicht machen können, sondern sie uns schenken lassen müssen. Walter Kardinal Kasper dankte in seiner kurzen Rede der Unità dei Cristiani für 12 Jahre Freundschaft und Weggemeinschaft. „Ökumene ohne Laien ist wie ein Körper ohne Seele“, Kasper weiter. In der Ökumene wurden laut Kasper zwar noch nicht alle Gräben zugeschüttet, aber es wurden von beiden Seiten begehbare Brücken gebaut, auf denen man sich begegnen kann. „Gemeinsam haben wir die Sehnsucht nach der Einheit wach gehalten.“ Als Vertreter der evangelischen Mitglieder von Unità dei Cristiani sprach Pfarrer Jörg Schwarz aus Ochsenhausen ein Grußwort. Er betonte, dass es eine gemeinsame Herausforderung sei, an Unterschieden zwischen den beiden Konfessionen sachlich zu arbeiten und diese nicht unter den Teppich zu kehren. Er gab mit vielen Beispielen Zeugnis von der „wunderschönen Geschwisterlichkeit im Leben und Glauben“ in Ochsenhausen zwischen ihm und seinem katholischen Bruder Dekan Sigmund Schänzle. „Nur gemeinsam können wir die Region gestalten!“. Schwarz betonte, dass es immer wieder neue Möglichkeiten geben müsse, sich gastfreundschaftlich zu treffen. Was das Thema Ökumene unter dem neuen Papst Franziskus angeht, waren die Kardinäle Koch und Kasper zuversichtlich gestimmt. Papst Franziskus stehe in großer Kontinuität zu Benedikt, auch wenn man noch nicht sagen könne, wo er seine Akzente setze. Er bringe Erfahrungen im Bereich Ökumene von einem anderen Kontinent mit, was sehr gute Vorraussetzungen seinen, so die Kardinäle. Kardinal Koch wies darauf hin, dass die Ökumene eine dialogische Aufgabe und immer abhängig von der anderen Seite sei. „Ich bin überzeugt, das Papst Franziskus die Ökumene voranbringen wird“, so Kardinal Kasper.
Kerstin Held, Dekanatsreferentin
Ochsenhausen und Biberach erhalten Ökumenepreis
Die Katholischen und Evangelischen Kirchengemeinden Biberach und Ochsenhausen erhalten für ihr beispielhaftes Miteinander den 7. Ökumenepreis der Unità Dei Cristiani.
v.l. Bischof Dr. Gebhard Fürst, Pfarrer Ulrich Heinzelmann, Pfarrer Dr. Paul Odoeme, Dekan Hellger Koepff, Dekan Sigmund F.J. Schänzle, Pfarrer Jörg Schwarz, Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July, Präsident der Unità Dei Cristiani Max Semler, Vizepräsident Kurt Frey.
OCHSENHAUSEN – Max Semler, Präsident der Unità Dei Cristiani, konnte viele Gäste im Bibliotheksaal des Klosters Ochsenhausen zur Verleihung des Ökumenepreises begrüßen. Bei dem mit 10000 Euro dotierten Preis werden Menschen und Institutionen ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Ökuemene und das Miteinander der Konfessionen einsetzen. So haben bspw. die Brüder von Taizé 2010 oder die ökumenische Notfallseelsorge 2012 diesen Preis erhalten. 2018 erhalten nun die Kirchengemeinden in Ochsenhausen und Biberach den Preis, da sie „seit vielen Jahren im Sinne der ‚Charta Oekumenica‘ zusammenarbeiten“, so Semler.
Werner-Lutz Keil, ehrenamtlicher Vertreter des Oberbürgermeisters Norbert Zeidler der Stadt Biberach, erinnerte in seiner Begrüßung an den ökumenischen Bußgottesdienst im Simultaneum Biberach mit Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof Dr. h.c. Frank-Otfried July im März 2017. „Der Gottesdienst hat Mut gemacht, weiter zu suchen und weiter an der Ökumene zu arbeiten“, so Keil.
„Ökumene sollte nicht die Ausnahme, sondern Gewohnheit werden!“, zitierte Kurt Frey, den evangelischen Pfarrer von Biberach Ulrich Heinzelmann, in seiner Laudatio für die Preisträger und unterstrich dabei die sehr vielen gemeinsamen Aktivitäten in Biberach und Ochsenhausen. „Einheit in Vielfalt ist ein Fernziel und wenn alle Kirchengemeinden wie in Ochsenhausen und Biberach so zusammenarbeiten würden, würde es nicht nur Schrittchenweise sondern in großen Schritten vorwärts gehen.“, betonte Frey. „Wir von der Unità Dei Crisitani verneigen uns vor Ihren Aktivitäten.“, schloss Frey seine Laudatio ab.
Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July überreichten den Preis und einen Scheck an Pfarrer Ulrich Heinzelmann und Dekan Hellger Koepff als Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Biberach und an Pfarrer Dr. Paul Odoeme als Vertreter der Katholischen Kirchengemeinde St. Martin in Biberach. Für die katholische Kirchengemeinde Ochsenhausen nahm Dekan Sigmund F.J. Schänzle und für das evangelische Pendant Pfarrer Jörg Schwarz den Preis entgegen.
„Wir sind nicht ökumenisch sondern simultan“, eröffnete Dekan Hellger Koepff seine Dankesworte und ergänzte: „Ökumenisch Kirche im Simulateneum gestalten, heißt Ökumene im Alltag in der Sorge um das gemeinsame Dach.“ Er bedankte sich hier in besonderer Weise auch nochmals bei Pfarrer Ulrich Heinzelmann und den kürzlich verabschiedeten Pfarrer Kaspar Baumgärtner, welche die alltägliche Ökumene gelebt und das in die Stadt ausgestrahlt haben.
Dekan Sigmund F.J. Schänzle fragt rhetorisch zu Beginn seiner Dankesworte: „Wer hätte das vor 50 Jahren gedacht, dass ein katholischer Pfarrer beim Reformationstag predigt[…] oder dass eine Frau, eine Prälatin (Wulz), beim traditionellen Georgsritt die Festpredigt hält?“ Er unterstreicht damit, dass man sich auf einem guten Weg des Miteinanders befinde. Dabei schildert er in einer Anekdote, dass Pfarrer Jörg Schwarz sein Nachbar sei und die beiden Häuser mit einem „Grasweg der Ökumene“ verbunden sind. Vor diesem Weg steht ein Schild: „Privatweg – Begehen auf eigene Gefahr“. „Diese Gefahr gehen wir gerne ein.“ Betonte Dekan Schänzle und bedankte sich bei den vielen Menschen, die sich am Ort in und für die Ökumene engagieren. Pfarrer Schwarz und er hatten dann noch eine Überraschung dabei und überreichten den Bischöfen, dem Präsidium der Unità Dei Crisitiani und den Kollegen aus Biberach eine extra gegossene Bronzeplakette mit dem Schiff als Zeichen der Ökumene.
Im Anschluss an die Preisverleihung diskutierten bei einem Podiumsgespräch Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July, moderiert von Dr. Hendrik Groth über den Stand des Miteinanders der Konfessionen und der Ökumene. Im gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst in der Klosterkirche wurde der Tag abgerundet.
Dekanatsreferent Philipp Friedel
Vor der offiziellen Preisverleihung im Bibliothekssaal des Klosters Ochsenhausen nahm sich Landesbischof Dr.July die Zeit, unser Gemeindezentrum zu besuchen. Dort stellte er sich mit viel Humor den Fragen der KonfirmandInnen und interessierter Gemeindeglieder. Anschließend signierte er mit viel Geduld die mitgebrachten Bibeln der Anwesenden.